HUCHEN                    Der zweite Versuch

 
Nach meinem gescheiterten ersten Versuch im Jahr zuvor, sollte es diesmal mit Hilfe eines professionellen Guides besser klappen. Hatte damals die bis in den Oktober hinein anhaltende hochsommerliche Hitze samt einem extrem niedrigen Wasserstand von Anfang an alle Huchenträume in Frage gestellt, so herrschten diesmal zumindest der Jahreszeit angepasste kühlere Temperaturen. Nachts und beim Hellwerden zeigte das Thermometer nur wenige Grade über Null an. Allerdings sorgten steigender Luftdruck und fallendes Wasser erneut nicht für ideale Verhältnisse zur Huchenpirsch. Negativ zu Buche schlagen sollten zudem meine eigene mangelnde körperliche Fitness und die oft nahezu unzugänglich verwachsenen Angelstellen am Steilufer der Kupa, so dass wir nicht an alle der vermeintlich besten Huchenstellen gelangen konnten. Deshalb hatten wir auch auf die im schwierigen Gelände unbrauchbare Zweihand-Fliegenrute verzichtet und der kürzeren Spinnrute den Vorzug gegeben. Als Köder dienten bleibeschwerte Silikon-Wobbler und die altbewährten Rapalas mit unterschiedlichen Schwimm- und Taucheigenschaften.

















Vom ersten Morgengrauen an fischten wir alle „huchenträchtigen“ und „huchenverdächtigen“ Flussabschnitte, die ich erreichen konnte, sorgfältig ab, Dabei warf ich auf Anraten des Guides den jeweiligen Spinnköder schräg über zum anderen Ufer hin aus, liess ihn die nötige Tiefe erreichen, holte ihn dann, während er mit der Strömung abtreibend die Laufbahn eines großen umgekippten U‘s beschrieb, langsam wieder ein, bis er wobbelnd vor meinen Füßen am eigenen Ufer wieder auftauchte. Aufgeregt, nach jedem Wurf einen Biss oder wenigstens einen Nachfahrer zu erleben, starrten wir in die klaren grünen Fluten - jedoch vergebens!
















Aufgrund des stark strukturierten, mit Felsblöcken, Steinen, tiefen und flachen Rinnen durchsetzten Flussgrundes kam es natürlich zu einigen Hängern, die - waren sie nicht leicht zu lösen - meinem Guide eine zusätzliche Arbeit aufbürdeten. Beherzt und gekonnt gelang es ihm, auch die hartnäckigsten Fälle dem Felslabyrinth inmitten brausender Fluten wieder zu entreissen. Auf diese Weise verloren wir nur einen einzigen preiswerten Silikonköder, während sämtliche teueren Rapalas gerettet werden konnten.


















Mit dem Wagen überbrückten wir die Flusskilometer, an denen keine fangträchtigen Huchenstellen zu erwarten waren - und zwar auf beiden Seiten, der kroatischen wie der slowenischen. Manchmal waren große, leicht zu befischende Gumpen dabei. Aber auch hier tat sich aller Bemühungen und Hoffnungen zum Trotz leider nichts.


















Am Nachmittag brach die Sonne durch die Wolken und liess den Fluss in den herrlichsten Herbstfarben erstrahlen. Obwohl es unsere Fangaussichten weiter sinken liess, freuten wir uns dennoch an dem herrlichen Farbenspiel, das uns die herbstliche Flusslandschaft jetzt zu bieten hatte.


















In der vagen Hoffnung, eventuell einen Huchen zumindest sehen und fotografieren zu können, überliess ich meinem erfahreneren Begleiter nun immer öfter die Spinnrute. Vielleicht war es ja ihm möglich, einen der begehrten Räuber aus den reißenden Wellen zu zaubern!  Aber auch ihm gelang es an diesem Tag trotz aller Anstrengungen und bester Köderführung nicht. „Wenn sie beißen wollen, dann beißen sie, wenn sie nicht wollen, beißen sie eben nicht!“ -  lautete lakonisch sein einfaches aber doch so wahres Fazit.


















Am späten Nachmittag hatten körperliche Müdigkeit und die Einsicht in die Sinn- und Erfolglosigkeit unseres Tuns meine Motivation zum Huchenfang besiegt, so dass ich nur noch das Ende dieses Angeltages herbeisehnte und dies auch meinem Angelführer mitteilte. Seinen aus dem lobenswert pflichtbewussten Bestreben heraus geborenen Gegenvorschlag, doch noch bis zum Einbruch der Dunkelheit weiter zu fischen und ihn seiner Aufgabe als Guide bis zum Schluss hundertprozentig nachkommen zu lassen, lehnte ich dankend ab. Es hatte nicht an ihm gelegen, dass wir keinen Huchen gefangen hatten, auch nicht an mir und nicht am Wetter! Es war eben nicht der Tag dafür gewesen, und zwingen lässt sich beim Huchenfischen sowieso nichts. Ich weiß von den einheimischen Huchenanglern, besonders von den slowenischen, dass sie während der ganzen Huchensaison von Oktober bis Februar oft tage- und wochenlang am Fluss unterwegs sind ohne irgendeinen Fang zu machen oder auch nur  Kontakt zu  hucho hucho zu bekommen. Was will ich mich also nach nur einem knappen Tag ernsthaften Huchenfischens beklagen?! - Irgendwann werde ich es halt wieder versuchen!


















Am nächsten, meinem diesjährig letzten Angeltag in Kroatien griff ich wie zur Erholung zur leichten Fliegenrute und fischte eine Flussstrecke ab,  von der ich wusste, dass sie starke Fische beherbergt und die mir eigentlich immer den Fang guter Exemplare ermöglicht hatte. Und auch dieses Mal enttäuschte sie mich nicht. So, als ob sie mir noch einen versöhnlichen Abschluss des Fischerjahres 2010 bereiten wolle, gewährte sie mir den Fang einer prächtigen Äsche, die mit 41 cm zu den stärksten zählte, die ich in der Kupa bisher überlisten konnte.




„Hvala lijepa i dovidenja, Kupa!“